Dorfkirche Zeestow, Autobahnkirche am Berliner Ring

„Seraphim“ – Glas-Licht-Objekte zur Gesamtgestaltung der Apsis

Einzelstele 155 cm x 55 cm,„Seraphim“ – Glas-Licht-Objekte zur Gesamtgestaltung der Apsis,  Optiwith-Glas, tiefengesandstrahlt, LED Beleuchtung, Edelstahl.

Die Installation wurde zu gleichen Teilen durch die Kulturstiftung Havelland und den Kirchenkreis Falkensee erworben.

„Engelgleich machtvoll“ und „Engelgleich herrlich“ heißen Helge Warmes Glas-Licht-Stelen. Die Namen deuten an, dass dem Künstler der Analogiecharakter bewusst ist. Engel als im biblischen Sinne himmlische Wesen sind nicht darstellbar, weil sie sich der fixierenden Darstellung entziehen. Man kann nur bildhaft von ihnen sprechen, im Modus des „gleich wie“.

In diesem Sinne sind Warmes Figuren Abbilder, Gleichnisse, nicht die Wesen selbst. Das ist der Unterschied zum Bildverständnis der Orthodoxie, wo die Person im Bild als anwesend gedacht wird.

Warme nennt seine Engel auch „Seraphim“. Bei der Berufung des Propheten Jesaja befanden sich Seraphim im Allerheiligsten des Jerusalemer Tempels(Jes 6,2). Das waren wahrscheinlich geflügelte Schlangen. Der hebräische Wortstamm "ßrph" bedeutet brennen. Vielleicht ist dabei an den brennenden Schmerz gedacht, den der Schlangenbiss verursacht. Oder steht der Name für einen personifizierten Blitz? Wir wissen es nicht.

Und nun Warmes Seraphim unter dem Kreuz. Eine ästhetischeAufhellung oder theologischeAbschwächung? In der bildendenKunst des Mittelalters gibt es den Bildtypus des sog. „Gnadenstuhls“. Mit diesem Ausdruck Martin Luthers wird der Versuch einer bildlichen Darstellung der Dreifaltigkeit bezeichnet.

Dabei hält Gott-Vater das Kreuz mit dem Gekreuzigten in seinenHänden, während die Taube als Symbol des Heiligen Geistes über Jesu Kopf schwebt. Im Sinne dieses Haltens und Unterfangens deute ich Warmes Seraphim unter dem Kreuz: zwei leuchtende Engel als Hinweis auf die haltende, stärkende und legitimierende Anwesenheit Gottes am Karfreitag auf Golgatha – und bei den Leidenden allerzeiten und allerorten.

Dr. Bernhard Schmidt